Fotos: Wolfgang Rozicki
Der ehemalige Eisenerz-Klärteich Heerter See liegt im Herzen der Stadt Salzgitter. Zusammen mit dem angrenzenden Wald ist er als EU-Vogelschutzgebiet und Naturschutzgebiet "Heerter See und Waldgebiet Heerter Strauchholz" geschützt. In den Jahren 2019 und 2020 hat der NABU Salzgitter die Schmetterlingsfauna des Gebietes genauer untersuchen lassen. Der Schmetterlingsexperte Wolfgang Rozicki konnte dabei 592 Arten im Gebiet nachweisen, darunter auch äußerst seltene Arten.
Damit ist dieses NABU-Schutzgebiet im Vergleich zum intensiv genutzten Umland äußerst artenreich und wertvoll.
Einige Zahlen:
- 592 Arten aus 44 Schmetterlingsfamilien
- 386 Groß- und 206 Kleinschmetterlinge
Nach der Roten Liste Niedersachsen gelten:
53 Arten als gefährdet,
33 Arten als stark gefährdet,
17 Arten als vom Aussterben bedroht und
2 Arten galten sogar als regional ausgestorben
Die Übersicht über die Habitatbindung der Arten unterstreicht die Bedeutung der
Strukturvielfalt im Gebiet:
Wald: 239 Arten
Gebüsche: 142 Arten
Offenland: 179 Arten
Röhricht: 32 Arten
Unter den Großschmetterlingen sind 13 Arten Wanderfalter und unter den Kleinschmetterlingen immerhin 4 Arten.
Großer Fuchs
(Nymphalis polychloros)
Der Große Fuchs war in Niedersachsen jahrzehntelang verschwunden und wird seit mindestens 2010 an vielen Orten im Osten des Bundeslandes wieder gesichtet. Auch in anderen Teilen Niedersachsens und in Nachbarbundesländern hatte es fast zeitgleich ähnliche Beobachtungen gegeben, sodass angenommen wird, dass es aus anderen Regionen mit besseren Entwicklungsmöglichkeiten größere Zuwanderungen gegeben hat. Hierdurch konnten an verschiedenen Stellen neue Teilpopulationen aufgebaut werden, die bis heute Bestand haben. Entwicklungsstadien (Eier, Raupen, Puppen) konnten im UG trotz intensiver Suche nicht nachgewiesen werden.
Die Eiablagen und die heranwachsenden Raupen sitzen vorwiegend an ausladenden Ästen und Zweigen, wo sie bei zu früh angesetzten Pflegemaßnahmen (maschineller Rückschnitt) beseitigt werden können. Mäharbeiten im Juli können die Puppen beseitigen, denn die erwachsenen Raupen verlassen zu diesem Zeitpunkt die Sträucher und verpuppen sich in der niedrigen Vegetation.
Alle Arten der Gattung Nymphalis zeigen besonders nach der Überwinterung der Falter ein auffälliges Revierverhalten, was bei Sommertieren nicht mehr oder nur in Einzelsituationen zu beobachten ist. Hierbei werden Artgenossen häufig abgedrängt oder intensiv verfolgt.
Besonders an sonnenexponierten Wegrändern mit Beständen der Raupennahrungspflanze(n) ist dieses Verhalten bereits im zeitigen Frühjahr zu beobachten. Hierbei setzen sich die Falter gerne auf welkende Pflanzenteile, vegetationsarme Böden oder an Bäumstämme. Werden die sich sonnenden Falter durch Artgenossen gestört, kommt es zu dem oben beschriebenen Verhalten. Anschließend kehren die Falter meistens an ihren Sitzplatz zurück.
Wird ein solches Verhalten beobachtet, sollten derartige Bereiche während dieser Zeit von forstwirtschaftlichen Maßnahmen oder anderen Eingriffen verschont bleiben.
Leguminosenweißling
(Leptidea juvernica)
Der Tintenfleck- oder Leguminosenweißling gehört in einigen Regionen Ost- und Südost-niedersachsens zweifellos zu den Gewinnern der vielzitierten Klimaerwärmung. An vielen älteren und bekannten Fundorten ist seit etwa zwei Jahrzehnten eine langsame, aber stete Bestandszunahme zu verzeichnen. So auch auf dem Damm des Heerter Sees, denn 2018 trat die Art dort recht zahlreich auf .
Demgegenüber zeigen die aktuellen Beobachtungsergebnisse aus den beiden Untersuchungsjahren 2019 und 2020, bei denen maximal nur sechs Falter pro Tag beobachtet wurden, dass dieses Auftreten noch von größeren Fluktuationen begleitet wird.
Vorkommen und Bestandentwicklung sind im UG deshalb von besonderem Interesse.
Die Entwicklung findet mit großer Wahrscheinlichkeit an Gewöhnlichem Hornklee (Lotus corniculatus) und an anderen Hülsenfrüchtlern statt.
Bis zuletzt konnte nicht zweifelsfrei geklärt werden, welche der drei Arten des Artkomplexes Leptidea juvernica/sinapis/reali im UG vertreten ist.
Wege und Wegeseitenränder erst im Herbst und nur abschnittsweise mähen, nicht alles jährlich
Gehölze an Weg- und Waldrändern nur im Winterhalbjahr und nur abschnittsweise beschneiden, nicht alles jährlich
Hecken und freistehende Büsche nur im Winterhalbjahr und nur abschnittsweise beschneiden, nicht alles jährlich, "Auf-den-Stock-Setzen" vermeiden
Offene Bereiche und Magerrasenfragmente von Gehölzaufwuchs befreien und offenhalten
Alt- und Totholz möglichst überall in Gehölzstrukturen zahlreich erhalten
Ufer und sonstige Säume in ihrer ganzen Vielfalt erhalten und entwickeln
Invasive Neophyten wo nötig und soweit möglich beseitigen
Verzicht auf Pestizide
Unsere Wanderausstellung zur Falteroase Heerter See steht ab sofort zum Ausleihen zur Verfügung!
Informationen und Terminabsprachen können per Mail (info@nabu-salzgitter.de) oder Telefon (05341-3054460) angefragt werden.
Das Projekt "Falteroase Heerter See" des NABU Salzgitter wurde gefördert durch die Bingo-Umweltstiftung: